25/07/2010

Elif Ugurlu

Elifs Nachname wird eigentlich "u'urlu" ausgesprochen. Kurdische Namen sind in der Türkei verboten: Noch vor dem Weg zum Zivilstandsamt müssen sie türkisiert werden. Das begann unter Atatürk, und galt damals wie heute auch für Ortsnamen. Als Elif 1980 geboren wurde, gab es nur noch türkische Namen. "Meines Grossvaters Familienname war Matur". Zwei Jahre lebte sie bei den Grosseltern, in der Nähe der Stadt Maras. Dann kam sie in die Schweiz, wo sich die Eltern bereits aufhielten. Solothurn. Sie besuchte Türkischkurse vor Ort. "Meine Eltern wollten das". Sie habe die Ironie der Sache damals nicht erkannt: vom kurdischen Umfeld hin zum türkischen Schulzimmer, mit einem Lehrer, der vor jeder Lektion das Konterfei Atatürks aufhängte und den Leuten bei fehlendem Wissen auf die Finger schlug. "Ich habe es gehasst."
1989 zog die Familie von Solothurn nach Fribourg. Elif schaut in den Himmel und meint dann grinsend: "Fribourgerdeutsch hört sich eigentlich unglaublich komisch an." Für sie sei der Unterschied zwischen Solothurnerdeutsch und 'Seislerdiitsch' schon immer riesig gewesen. In letzterem habe sie "eh immer" das Gefühl, falsch zu reden. "Aber generell bin ich nicht so Freund der deutschen Sprache." Das habe vielleicht mit einem unterbewussten Bild der deutschen Schweiz zu tun, den subtilen Rassismus habe sie hier viel öfter erlebt als in der Romandie. In der französischen Sprache sei sie viel mehr zuhause. Die Hochschulausbildung zur Filmemacherin hat Elif in Genf absolviert. Heute lebt sie in Lausanne. Nebst ihrer Arbeit als Filmemacherin ist sie seit Oktober 2009 Assistentin im Schweizerischen Literaturinstitut Biel. Was ihr an der Westschweiz besonders gefällt? "Du existierst dort zuerst als Mensch und erst in zweiter Linie als angehöriger einer Nation".

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