06/12/2013

Besuch der Studienstiftung beim Deutschschweizer Fernsehen

Im Rahmen der 7. Sommerakademie Le Tableau de la Suisse hatten 21 Geförderte der Schweizerischen Studienstiftung die Chance, die Schweizerische Medienlandschaft in ihren drei Sprachen und allen Gattungen (Presse, Radio, Fernsehen, Online) zu erleben. Auf halbem Weg zwischen der Metropole des Sottoceneri, Lugano, und der Medienstadt Lausanne (dort sind z.B. die welsche Journalistenschule, das welsche Staatsradio und ein Teil des Konzerns Tamedia, Edipresse, zu Hause) hielten wir in Zürich-Örlikon inne, wo sich die geräumigen Studios des Deutschschweizer Fernsehens befinden. Seit der zweisprachige Freiburger Roger de Weck die Geschicke der SRG-SSR mit Sitz in Bern leitet, kann man spüren, dass auf vielen Kanälen dieses riesigen staatlichen Vereins versucht wird, den Landeszusammenhalt zu stärken und das Wissen der Landesbewohner über ihre anderssprachigen Miteidgenossen und -genossinnen zu verbessern. So tauschten etwa dieses Jahr (2013) die Tagesschau- und Téléjournal-Redaktionen ihre Arbeitsplätze. 
La Fondation suisse d'études à Zurich-Oerlikon (télé suisse-alémanique)
Natürlich gibt es Lobbies im Parlament (etwa solche, die die Werbung an nicht konzessionierte
ausländische, insbes. französische und deutsche) "Schweizer" Werbefenster verkaufen, und diese Lobbies versuchen, das gebührenfinanzierte Staatsfernsehen für den Profit der eigenen Firmen zu schwächen. Da hat das Fernsehen natürlich ein Interesse aufzuzeigen, dass es für die Wahrung der Schweizer Identität, oder noch besser: der Schweizer Identitäten, eine wichtige Rolle spielt. Tatsächlich: wenn die Schweizerinnen und Schweizer dereinst alle auf TF1, Canal+ und RTL sind, dann wissen sie nichts mehr voneinander. Sogar im Bereich des Sports ist die Frage: Werden wir noch unsere Nationalmannschaft spielen sehen, wenn nationale und weltweite Übertragungsrechte von Al-Dschazira zusammengekauft werden?
Auf der anderen Seite, das hat diese Studienwoche der Schweizerischen Studienstiftung auch gezeigt, wird das Schweizer Staatsfernsehen auch als Bedrohung für die Pressevielfalt gesehen, seit die Fernseh- und Radioinhalte mit zusätzlichen Texten zu Online-Newsportalen ausgebaut werden (sogenannter Konvergenz-Prozess). Die privaten Verleger der Schweiz aus allen Regionen sind sich einig: Der SRG-SSR gehören hier Schranken gesetzt, und neben Ton und Bild solle der Staat nicht auch noch integriert über eigens recherchierten oder redigierten Text informieren.
Folgender Bericht von Monika Wehrli zeigt eindrücklich, welche Infrastruktur hinter dem Fernsehen steckt und wieso Fernsehen so teuer ist. Wenn man bedenkt, dass nicht nur zwei Millionen Romands eine gleichwertige staatliche Fernsehinfrastruktur haben, sondern auch die Italienische Schweiz die gleiche Qualität auf zwei Kanälen, dann sieht man, wieviel Wertschätzung - zumindest in diesem Bereich - den sprachlichen Minderheiten in der Schweiz widerfährt.

Ein Besuch im Fernsehen - Bericht von Monika Wehrli

Der Besuch beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) versprach den Einblick in eine Welt hinter den Kulissen. Eine Welt, die nicht für den Zuschauer zu Hause bestimmt ist, nicht gezeigt wird und somit für die Öffentlichkeit gar nicht existiert.
Von zwei Mitarbeitenden des SRF und TPC wurden wir herzlich empfangen. Obschon sie mehrmals wöchentlich Führungen machen, erklärten sie uns hochmotiviert das Geschehen rund um das Fernsehstudio. Seit weniger als einem Jahr gilt nun der offizielle Name SRF, was jedoch gerne mit dem vertrauten SF und DRS substituiert wird, welches nach der Zusammenlegung des Schweizer Fernsehens und des Schweizer Radio DRS beibehalten wurde. So ging unsere Führung wohl auch aus Nostalgiegründen an dem alten "SF"-Aushängeschild vorbei, welches sich jahrelang auf dem Dach des Studios befand. Nun hängt es ausrangiert neben den Räumlichkeiten des TPC, in welchen sich abertausende Materialien und Kulissen in allen Variationen und Grössen befinden. Das TPC, oder technology and production center, ist für genau dieses in den Sendungen benötigte Material und deren Produktion zuständig. Vielen ist wohl gar nicht bewusst, wie facettenreich die Organisation um seinen Lieblingskanal sein muss. Hat man ein Studio aufgebaut und die Moderatoren gefunden, so braucht man die richtige Beleuchtung. Mindestens drei Scheinwerfer sind hierbei für eine einzige Position des Moderators nötig. Die Positionen werden auf dem Boden angezeichnet mit Paris, Berlin, etc. Weiterhin braucht es ein kompetentes Kamerateam mit entsprechender Ausstattung, Jemanden der sich um das Zusammenschneiden des Filmmaterials und um den Ton kümmert, oder aber ein Team, welches die Sendung perfekt koordiniert, sollte diese live sein. Diese Schweizer Präzision durften wir bei der Tagesschau miterleben.
Natürlich standen auch ein paar Studiobesuche an. Die "Arena" und "Glanz&Gloria" waren hierbei klare Favoriten, doch auch das Sportstudio und "Puls" hinterliessen einen bleibenden Eindruck. Das Faszinierendste bei den Studiobesuchen war jedoch der Blick zur Decke. Diese war übersät mit zahlreichen Scheinwerfern und mysteriösen Apparaturen.
Nach diesen Erlebnissen ist einleuchtend, dass das Schweizer Fernsehen eine grundsätzlich hohe Qualität hat, was wiederum seinen Preis fordert. Verglichen mit rein webefinanzierten Medien, wie es in den Nachbarländern genügend Beispiele gibt, ist somit ein klarer Unterschied zu bemerken.

Monika Wehrli

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