Als ETH-Professor mit internationaler Erfahrung steht Dr. Werner Oechslin in den besten Jahren. Letztes Jahr wurde seine von Mario Botta entworfene Bibliothek in Einsiedeln eingeweiht, und in diesem seinen Schatzhause erzählt er uns mit Witz und auch mit etwas Wehmut, wie die Sammlung im Laufe der Zeit heranwuchs und trotz unzähliger Rückschlägen endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.
Plädoyer für das Buch: Als Wiederentdecker der Quellenforschung im architekturhistorischen Diskurs schätzt er Bücher im Original, weniger als Informationsträger im modernen Sinne, sondern eher als Zeitzeugen mit visuellen und haptischen Qualitäten, die der Geschichte eine zusätliche Ebene der Verständlichkeit verleihen. Zudem lassen sich mit der Einordnung in die Regale Bezüge zwischen Werken herstellen, die, wie Oechslin ironisch anmerkt, in einer Diskettensammlung wohl kaum erfahrbar wäre.
Für die Schweiz sieht Prof. Oechslin, wegen ihrem einzigartigen Einschluss dreier wichtiger Sprach- und Kulturgebiete, eine grosse Chance für die Vermittlung. Bedauerlicherweise beschäftige man sich in Deutschland z.B. fast ausschliesslich mit der deutschen Philosophie, in Frankreich mit der französischen und in Italien mit der italienischen. Einzig in der Schweiz könne man sich allem nähern, was Vergleich und Synthese erlaube. Man solle im allgemeinen stärker von dieser Ressource der Proximität profitieren, unterstreicht Oechslin, und durch eben diese Gewandtheit in der Vielfalt stünde der Schweiz eine grosse Rolle in der Vermittlung zu, die auch auf andere Bereiche, wie die Politik und die Kultur, ausgeweitet werden könne.
Von der Realität malt Oechslin leider kein so optimistisches Bild: Oft seien die Leute in ihren institutionellen Rollen festgefahren, taub nach „Visionen“ fordernd. Echte Ideen hätten es heute schwer, auf Gehör und Anklang zu stossen, wo ehrgeizig mit der grossen Kelle der Globalisierung und Optimierung angerührt werde. Für die Freiheit, seinen eigenen Ideen nachgehen zu können, müsse man stets kämpfen. Für uns Studenten schloss Prof. Oechslin jedoch mit einer anspornenden Aussage: „Ich glaube heute nur noch an junge Leute.“
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