22/07/2008

Adalbert Fässler, Melancholie und überbordende Lebensfreude

Auf dem Tisch stehen Käsekuchen, Lebkuchen, Holunderwein und Schnaps bereit. Der Raum ist klein, eng und düster, die Lust muffig. Adalbert Fässler begrüsst uns herzlich in seinem kleinen Reich, in seiner Werkstatt. Mir fallen sofort seine Augen auf. Sie versprühen einen herzerwärmenden Schalk und eine Freude, die irgendwie im Kontrast zu seiner eher ruhigen, ja fast melancholischen Ausstrahlung stehen. So sagt er dann auch, dass die Appenzeller ein spezielles Volk seien. Traditionsbewusst und weltoffen, zwischen Melancholie und überbordender Lebensfreude.

Adalbert Fässler verkörpert genau diese Merkmale. Sein Handwerk hat er bei seinem Vater gelernt, als Sattler und Gürtler. Er führt nun den Familienbetrieb schon in siebter Generation. Dennoch bildete er sich weiter, arbeitete in Basel als Restaurator und schloss in Luzern eine Ausbildung zum Bildhauer ab. Und doch zog es ihn zurück nach Appenzell. Hier kann er seine vielseitige Ausbildung zum Ausdruck bringen. Sei es als Bildhauer, Restaurator, Archäologe, Sattler, Gürtler, Bühnenbauer oder vieles mehr. Die vielen Gegenstände in seiner Werkstatt erzählen von der Vielfältigkeit seines Lebens. Gürtelschnallen, Werkzeuge, Metallhemd, Bärenfell, Horn, Schnupfdose, Fax-Gerät, Französisch-Dix, Murten-Plakat, Picasso-Bücher, Degen, Kreuz, Wasserkübel aus Zeiten der französischen Revolution, ...

Was es denn an Appenzell genau ausmache, wollen wir wissen. Es sei eben ein kleines Goldstück in einem Kuhfladen, meint er. Der Schalk in seinen Augen blitzt auf.

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