Seit der Veröffentlichung des Zeitungsartikel von Nationalrat Antonio Hodgers ("Le renforcement du suisse-allemand pose un vrai problème national", Le Temps, 23. März 2010), in welchem das Schweizerdeutsche als Bedrohung für die nationale Kohäsion dargestellt wird, wird Iwar Werlen regelmässig auf Fragen zum Status des Schweizerdeutschen angesprochen. Wie wichtig ist die Mundart für die schweizerische Identität? Sollte Schweizerdeutsch in der Westschweiz als obligatorisches Unterrichtsfach eingeführt werden? Oder sollte sie, wie Hodgers fordert, zugunsten des Hochdeutschen aus dem öffentlichen Raum verbannt werden?
Für die Forderung von Antonio Hodgers hat Iwar Werlen kein Verständnis. Aus linguistischer Sicht sind Schweizerdeutschen Dialekte genau so ausgebaut wie Hochdeutsch und können daher als eigenständige Sprachen betrachtet werden. Somit gibt es keine Gründe, sich nur auf eine Sprache zu beschränken und die andere zu vernachlässigen.
Der Idee, Schweizerdeutsch in der Westschweiz als obligatorisches Unterrichtsfach einzuführen, steht Werlen skeptisch gegenüber. Die Mundart sollte eher im Rahmen des gewöhnlichen Deutschunterrichts thematisiert werden. Dadurch sollten die Romands die Möglichkeit erhalten, zumindest ein rezeptives Verständnis für Schweizerdeutsch zu entwickeln. Um welchen Dialekt es sich dabei handle, sei sekundär. Sobald man ein fundiertes Hörverständnis in einem Dialekt habe, sei es auch wesentlich einfacher, die anderen Dialekte zu verstehen.
Konkrete Anreize fürs Erlernen des Schweizerdeutschen zu schaffen, sei jedoch schwierig. Wichtiger seien gegenseitige Austauschprogramme für Schulklassen, in welchen die Funktionsweise der anderen Landessprachen vor Ort erlebt werden kann.
Für die Zukunft wünscht sich Werlen einen Bewusstseinswandel in Bezug auf die Einstellung zur Schweizer Mundart. Insbesondere sollte die Vielfältigkeit der Deutschschweizer Dialekte nicht als Manko wahrgenommen werden. Die Normativität, welche im frankophonen Sprachraum eine in Bezug auf die Sprachenvielfalt stark einschränkende Rolle spielt, sollte nicht auf die Situation in der Deutschschweiz übertragen werden.
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